Nebenberuflich Trauerredner werden: Chancen, Grenzen und ein realistischer Fahrplan

Menschen in ihrer schwersten Stunde würdevoll zu begleiten, ist eine zutiefst sinnstiftende Aufgabe. Kein Wunder, dass viele den Einstieg erst einmal neben dem Hauptjob erproben möchten. Doch zwischen Idealbild und Alltag liegen Terminfenster, die meist vormittags und werktags sind, kurzfristige Anfragen und eine hohe emotionale Dichte. Wer hier seriös starten will, braucht mehr als schöne Worte: verlässliche Zeitfenster, klare Absprachen im Hauptberuf, gutes Selbstmanagement – und die Bereitschaft, sich professionell ausbilden zu lassen. Der Lohn: echte Dankbarkeit, prägende Momente und ein Feld, in dem Qualität schnell weiterempfohlen wird.

Wann Nebenberuflichkeit realistisch ist
Am besten funktioniert der Start, wenn du flexible oder reduzierte Arbeitszeiten hast, im Hauptjob schon selbstständig bist oder dich zunächst auf wenige Aufträge fokussierst. Zunehmend werden auch Wochenend-Termine angefragt – das kann ein guter Hebel sein, ohne jedes Mal Urlaub zu nehmen. Kalkuliere pro Trauerfeier grob 6–9 Stunden ein (Vorgespräch, Ausarbeitung, Zeremonie, Fahrt & Nachbereitung). Damit bleiben selbst mit ein bis zwei Feiern im Monat die Abende fürs Schreiben und die Wochenenden – und der Hauptjob leidet nicht.

Anforderungen an Persönlichkeit & Haltung
Trauerreden sind Beziehungsarbeit. Du brauchst Empathie, ohne mitzuleiden; eine ruhige, klare Sprechweise; Verlässlichkeit bis ins Detail; und die Fähigkeit, in kurzer Zeit tragfähiges Vertrauen aufzubauen. Wichtig ist auch Selbstreflexion: Was lösen Abschied, Krankheit oder plötzlicher Verlust bei dir aus? Wer die eigenen Trigger kennt, bleibt in Gesprächen präsenter und professioneller.

Ausbildung: Kürzerer Weg zur Qualität
Es gibt keine gesetzliche Pflicht, aber eine strukturierte Ausbildung verkürzt die Lernkurve dramatisch: Gesprächsführung, Dramaturgie, Redenschreiben unter Zeitdruck, Stimme, Ritualgestaltung, Zusammenarbeit mit Bestattern, rechtliche Basics und Honorarkalkulation. Für einen kompakten Überblick über Chancen und Stolpersteine lohnt ein Blick auf https://freieredner-ausbildung.com/neben...h-trauerredner/ – „Nebenberuflich Trauerredner werden: Realistische Chancen und Herausforderungen“. Dort werden die typischen Terminfenster, die emotionale Belastung sowie praktikable Einstiegswege sachlich aufbereitet.

Markteintritt: So kommst du zu den ersten Aufträgen
Starte mit einem klaren Profil (Ton, Schwerpunkte, Einzugsgebiet, Honorar). Baue eine reduzierte, aber sorgfältige Webpräsenz und ein schlankes Angebots-PDF. Gehe aktiv auf Bestattungsunternehmen und Friedhofsverwaltungen zu – nicht mit Flyern im Stapel, sondern mit einem kurzen, persönlichen Gespräch und zwei überzeugenden Referenztexten (anonymisiert). Bitte erste Familien nach abgeschlossenen Feiern um ein kurzes Testimonial; so wächst Vertrauen. Wichtig: Sag realistische Verfügbarkeiten und halte sie zu 100 % ein.

Organisation: Dein Nebenjob braucht Profi-Standards
Arbeite mit festen Templates: Gesprächsleitfaden, Checkliste (Namen, Musik, Rituale, religiöse Sensibilität), Redestruktur, Ablaufplan. Lege Zeitfenster für Vorgespräche (z. B. 18–20 Uhr) fest und blocke kurzfristig freinehmbares Vormittags-Backup im Kalender. Pflege transparente AGB (Leistungsumfang, Musikrechte, Anfahrten, Ausfall, Verschiebungen) und eine klare Honorarstruktur, etwa Basispauschale plus optionale Zusatzleistungen (z. B. zweites Gespräch, zweiter Ort, Sonderrituale).

Gesund bleiben: Selbstfürsorge ist Pflicht
Nach intensiven Gesprächen braucht es „Runterfahr“-Routinen: kurzer Spaziergang, Atemarbeit, ein paar Zeilen Reflexion. Plane Pufferzeiten zwischen Hauptjob und Trauergespräch – und gib dir Erlaubnis für Nein-Sagen, wenn die Woche bereits voll ist. Supervision oder kollegiale Beratung hilft, schwere Fälle gut zu verarbeiten und professionell zu bleiben.

Honorare & Nebenverdienst realistisch einschätzen
Je nach Region und Erfahrung bewegen sich Honorare häufig im Bereich von etwa 350–750 Euro pro Feier. Mit 1–2 Feiern im Monat ist ein spürbarer Nebenverdienst möglich, ohne die Work-Life-Balance zu sprengen. Wichtig: Kalkuliere Reisekosten, Schreibzeit, Telefonate und die unsichtbare Vorbereitungsarbeit mit ein. Wer zu niedrig startet, bekommt ihn später schwer angehoben.

Qualität, die trägt – und dich trägt
Die besten Empfehlungen entstehen nicht durch Marketingfloskeln, sondern durch spürbare Sorgfalt: sauber recherchierte Lebensgeschichten, eine klare, warme Sprache, passgenaue Rituale statt Schablonen – und exzellente Zusammenarbeit mit allen Beteiligten (Bestatter, Musiker:innen, Friedhof). Das spricht sich schnell herum und sorgt dafür, dass du auch nebenberuflich eine verlässliche, planbare Auslastung aufbaust.

Konkreter 6-Wochen-Plan für den Einstieg
Woche 1–2: Ausbildungsbaustein/Intensivtraining, Vorbereitung von Templates, rechtliche Basics klären.
Woche 3: Website/Profil fertigstellen, Honorarstruktur definieren, AGB & Angebots-PDF erstellen.
Woche 4: Drei Bestatter persönlich ansprechen, Verfügbarkeiten nennen, Musterrede anbieten.
Woche 5: Probe-Interview mit einer vertrauten Person, zwei Beispielreden schreiben (unterschiedliche Tonalität).
Woche 6: Kalenderlogik feinjustieren, „Notfall-Flex“-Slots definieren, Feedback einholen – starten.

Fazit
Nebenberuflich Trauerredner zu werden ist machbar, wenn du deine Zeit realistisch planst, professionell kommunizierst und dir eine solide Basis aus Ausbildung, Vorlagen und Routinen schaffst. Die größten Hebel sind Verlässlichkeit, klare Prozesse und echte, zugewandte Sprache. So wächst aus dem ersten Auftrag ein kontinuierlicher Strom – und vielleicht irgendwann eine Berufung.